Liebe Leser,

demnächst sind die Wahlen zum Bayerischen Landtag. Blättert man im „Münchner Merkur“ und in der „Süddeutschen Zeitung“, liest man sich schon während des Frühstücks durch zwei völlig verschiedene Welten – in der einen macht die Staatsregierung (fast) alles richtig, in der anderen (fast) alles falsch. Da soll sich noch einer auskennen! Die von der „Süddeutschen“ haben’s nicht so mit den Fischen. Über die wird dort nur vor Aschermittwoch und vor Karfreitag berichtet, eventuell noch vor Weihnachten; immer streng kulinarisch und noch strenger mit Hinweisen darauf, welche Fische nach Meinung der organisierten Naturschützer noch auf unseren Tisch dürften: außer dem Karpfen natürlich gar keine. Großen Zuspruch bekommen dagegen die wunder-schönen, dunklen Kormorane, die eleganten Gänsesäger, der possierliche Biber und die drolligen Fischotter. Sie alle werden von den Korrespondenten der „Süddeutschen“ immer wieder als im Aussterben befindliche und deshalb besonders schützenswerte Bereicherungen der heimischen Natur angesehen.
Die Fische dagegen, schreibt die SZ mit dem Münchner Stadtrat im Rücken, braucht‘s nicht. Jedenfalls nicht mehr für die Münchner Kindln – die haben (anders als die gepriesenen Prädatoren) keine Fische zu mögen und sollen, so heißt es weiter, vor den schrecklichen Gräten und den Schadstoffbelastungen, die der Stadtrat im Fischfleisch vermutet, geschützt werden.
Der „Münchner Merkur“ mit seinem deutlicher ausgeprägten Lokalteil sieht die Welt, die er mit seinen Nachrichten versorgt, nicht so rein städtisch und nicht so vegan. Da kommt’s schon mal vor, dass Kormoran, Otter und Säger als „Fischräuber“ bezeichnet werden, die sich ihre Mahlzeiten oder ihr Spielzeug aus den Netzen der Berufsfischer und den Fischteichen holen. Und es wird erkannt, dass das Plündern von Netzen oder Fischteichen keine „Wilderei“ an herrenlosem Gut mehr wäre, würde es der Mensch tun, sondern glatter Diebstahl am Eigentum.
Der „Merkur“ berichtet auch von Gemeinden, die für ihre von Gewässern durchzogenen Parkanlagen jährlich Hunderttausende aufwenden müssen, um die von Bibern angerichteten Schäden und die dadurch entstehenden Gefahren für die Bevölkerung zu minimieren. Das Blatt lässt nicht nur städtische „Naturschützer“, sondern auch betroffene Bürgermeister, Fischer und Teichwirte selbst zu Wort kommen. Immerhin! Am Bodensee hat man die eleganteste Lösung für das Problem „Fisch und Fischerei“ gefunden – der Fang des „Brotfisches“ der Bodenseefischer, der Renken oder Felchen, wird verboten. Erlaubt ist deren Fang und Verzehr nur noch den Ottern, den Kormoranen und den Haubentauchern vor Ort. Die müssen kein Schonmaß beachten, wie’s vor dem Verbot der Fischerei für die Genossen üblich war – sie dürfen die durchwegs vorhandenen, aber kleinwüchsig gewordenen Renken nach Belieben verzehren und brauchen auch keine Schonzeiten einhalten. Das kommt ihnen, wenn die Renken im November/Dezember oberflächennah im Freiwasser laichen und auf nichts anderes mehr Obacht geben können, natürlich sehr entgegen.
Schade, dass wir Fischer und Teichwirte nicht so häufig sind wie die Bürger Münchens, deren Zahl inzwischen bei etwa 1,5 Millionen liegt. Stellt euch bloß vor, was die jeden Tag verschlingen! Pro Kopf mindestens zwei Eier, zum Frühstück, in den Nudeln, in der Panade und im Kuchen – aus welcher naturnahen Freilandhaltung diese mindestens drei Millionen „Stadteier“ täglich wohl stammen mögen?

Aber zurück zur Politik! „Große Lösungen“ gab’s früher nicht und wird’s auch zukünftig nicht geben. Gewiss - wir alle sind Menschen, die nach Glück und Zufriedenheit streben. Aber wir leben in Bayern! Ganz gleich, wo wir herkommen und welche Sprache wir sprechen: Hier sind wir alle miteinander Bayern und wollen, dass man unsere multikulturellen Eigenarten nicht nur schätzt, sondern auch schützt. Wir Fischer und Teichwirte sind Bestandteil dieses großen Ganzen. Ein kleiner, aber ein wichtiger Bestanteil, meint
Ihr
Dr. Peter Wißmath