Liebe Leser,
Unser Bundesland Bayern wird immer wieder ganz nach vorn geredet und geschrieben: Laptop und Lederhose!
Die beste Fußballmannschaft, das meiste und das süffigste Bier, die höchsten Berge, die saubersten Flüsse und jede Menge „Ökostrom“, der sich in den vielen Flusskraftwerken erzeugen lässt. Oktoberfest! Nürnberger Christkindlesmarkt! König Ludwig und Neuschwanstein! Watzmann und Königssee, Schloss Nymphenburg! Und das Bayerische Umweltministerium!
Es war das erste in ganz Deutschland und hat dazu beigetragen, dass alle Autobahnen, alle Flughäfen und Rhein-Main-Donau-Kanäle so geplant und so gebaut wurden, dass die Natur keine bleibenden Schäden davontrug. Die tüchtigen obersten, oberen und unteren Naturschutzbehörden sorgten dafür, dass alles erhalten blieb, was da kreuchte und fleuchte. Herbei, ihr Kormorane, Gänsesäger, Fischotter, Grau- und Silberreiher! Und ihr Biber! Freudig begrüßte Gäste an allen staatlich noch unverbauten Bächen und Flüsschen der Regionen. Seid fruchtbar und mehret euch!
Dass in unseren „freien“ Gewässern überhaupt noch Fische schwimmen, wundert jeden, der bereit ist, Gewässer unter ihrer Oberfläche als Lebensraum zu erkennen.
Da Fische so stumm und so unsichtbar sind, macht man sich keine großen Gedanken, was angerichtet wird, wenn man ihre Lebenräume als „Vorfluter“ für städtische und kommunale Abwässer nutzt, ausleitet, begradigt, eintieft, einstaut und durch Turbinen presst. Alles Öko, oder was?
Naturschützer erkennen Fische primär als Vogelfutter und Otter-Mahlzeiten. Teichwirtschaften sind für sie unökologische Räume, in denen Industriefische und Abwässer produziert werden, die in ihrer Welt nichts verloren haben. Angler? Berufsfischer? Teichwirte? „Alles Frevler an der Natur“, sagen die Naturschützer. Schädlinge, die man mit allerlei Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien in Schach halten muss, damit sie nicht überhand nähmen. Überhand?
In den USA sind nur noch etwa zwei Prozent der Bevölkerung echte „Indianer“ – also 6,8 Millionen Individuen. Setzen wir die beruflichen Binnenfischer und Teichwirte Deutschlands – samtverbindlich nur noch etwa 5000 Personen – in Relation zu unseren 84 Millionen Einwohnern, kommen wir auf einem Anteil von etwa 0,0005 Prozent. Mithin sind die Indianer in Amerika auch heute noch rund 4000 mal häu figer als der Anteil unserer Erwerbsfischer an der deutschen Gesamtbevölkerung.
Naturschutz gut und schön. Aber wer schützt uns Fischer? Sind wir denn nichts wert, obwohl wir so selten geworden sind?
Kaiser Augustus hat uns vor 2000 Jahren auf einer seiner Landpartien einmal leutselig zugerufen: „Fischer, Hungerrasse der Menschheit, wie befindet Ihr Euch?“, und wir haben höflich geantwortet: „Danke, o Herr! Bei bescheidenem Einkommen auf bessere Zeiten hoffend.“
Aber wehe, wir erlaubten uns, am Rand unserer schon vor Jahrhunderten angelegten Teiche Schautafeln aufzustellen, die zuvor staatlich gesegnet und vom Europäischen Meeres- und Fischereifonds gefördert wurden. Dass unsere Teiche längst Biotope sind, in denen noch lebt, was woanders schon lang nicht mehr existieren kann, mag der Naturschutz nicht hören. Schon gar nicht, wenn wir dabei auf die Gefahren hinweisen, die diesen Unterwasserbiotopen heute drohen. „Weg mit den Schildern!“, verfügt die Behörde und droht Bußgelder an. „Hier sagen nur wir, was richtig und falsch ist. Ihr nicht!“
Sie glauben das nicht, Liebe Leser? Dann blättern sie weiter bis auf S. 83 – da können Sie erfahren, wie man mit uns Teichwirten inzwischen umzuspringen versucht.
Das können wir uns nicht länger gefallen lassen. Kraft Gesetzes sind wir zur Hege unserer Fischbestände verpflichtet; wir brauchen dazu nicht den „Segen“ des Naturschutzes. Wenn wir Informationstafeln für sinnvoll und notwendig halten, stellen wir sie auf. Wir leben zusammen mit unseren Fischen in der Freiheit Bayerns und nicht in einem totalitärem Land, meint mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dr. Peter Wißmath