Liebe Leser,

der Winter liegt in den letzten Zügen und die Arbeit an den Karpfenteichen startet in die neue Satzkarpfensaison. Viele Unwägbarkeiten über den Winter werden sich nun klar herausstellen. Werden ausreichend Satzkarpfen abgefischt werden können? Die Witterung im Winter war so schlecht nicht, die Wasserversorgung war sogar mehr als üppig, aber die Situation wird auch noch von anderen Einflüssen bestimmt. Haben Biber die Fische in ihren Winterungen beunruhigt, dass die Energiereserven bis zum Frühjahr erschöpft waren? Wohl nicht, da der Biber rechtzeitig durch entsprechend genehmigtes Vorgehen aus der Teichanlage verbannt werden konnte.
Haben Kormorane, Graureiher und Co über die Wintermonate Fische getötet oder so schwer verletzt, dass sie danach verpilzt und eingegangen sind? Auch hier scheint die Situation günstig. Letale Vergrämungsmaßnahmen haben die Kormoranschäden im Ansatz unterbunden und eine sorgfältige Verringerung der Graureiherbestände inklusive beantragter Schusszeitverlängerung hat sicherlich auch hier die Schäden gering gehalten. Sicherlich war alles mit viel bürokratischem Aufwand und nahezu unzähligen Stunden auf den Ansitzeinrichtungen an der Teichanlage verbunden, aber es blieb das gute Gefühl, die Fische, für deren Gesundheit und Wohlergehen der Teichbesitzer verantwortlich ist, geschützt zu haben. Aber die größte Sorge gilt dem Fischotter. Waren doch im Winter immer wieder Schuppen am Ufer zu finden? Was war mit den blutverschmierten Stellen im Schnee? Auch die Aufnahmen der Wildkameras lassen nichts Gutes vermuten. Doch hier sind dem Teichwirt durch die Gesetzeslage die Hände gebunden. Sicherlich kann durch einen Zaunbau der Teichwirt hier aktiv werden. Aber abgesehen von den bürokratischen Hürden (Baugenehmigung erforderlich) und der unwirtschaftlichen Dimension der Kosten (trotz EMFAF) bleibt ein arbeitsumfänglich kaum leistbarer Aufwand. So bleibt dem Teichwirt nichts, als das Sterben seiner Fische per Wildkamera zu dokumentieren.
Die Erfahrungen der letzten Jahre lassen nichts Hoffnungsvolles erwarten. Letztes Frühjahr waren Teiche mit Satzkarpfen fischleer oder es konnten nur homöopathische Fischmengen abgefischt werden. Schäden von über 90 % waren nicht die Ausnahme, sondern vielmehr die Regel. Eine ausreichende Versorgung des Satzfischmarktes war kaum möglich und selbst der Besatz in der eigenen Anlage konnte nicht vollständig erfolgen. Dies sind die Sorgen des Karpfenteichwirtes. Sicherlich kann durch die Entschädigung der Fischotterschäden, das Aufgeben der Teichwirte etwas hinausgezögert werden, für ein dauerhaftes Überleben reichen aber die nur teilweise schädenabdeckenden Entschädigungen nicht aus. Vielleicht setzen sich die Fischotterbefürworter mit den folgenden Fragen einmal auseinander: Wo ist die besondere ökologische Bedeutung des Fischotters, dass Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel ihre Existenzberechtigung hintanstellen müssen? Ist noch eine Übereinstimmung mit dem 2. Hauptziel der Vereinten Nationen gegeben, dass da lautet kein Hunger auf der Welt, wenn Fische als hochwertige Lebensmittel an Tiere verfüttert werden? Wie nachhaltig ist der Import von Fischen aus weit entfernten Gebieten – diese reichen vom Netzgehege in den norwegischen Fjorden bis zu den Tilapiafarmen in Fernost? Wo sind die regionalen Versorgungsstrukturen, wenn es einem Teichwirt durch den überzogenen Fischotterschutz nicht mehr möglich ist einen Karpfen zu erzeugen?
Vielleicht erklärt sich alles in den weisen Worten eines mir befreundeten ehemaligen Fischereidirektors: Dann müssen eben diese Cappuccino­trinkenden Umweltschützer die Frösche in ihren Badewannen züchten.
Also die Ärmel hochgekrempelt und voller Hoffnung in ein neues Karpfenjahr!

Ihr
Dr. Peter Thoma